German

3
Dec 07

Semester-Endspurt

Für alle, die sich gewundert haben, warum ich in den letzten zwei Wochen mit aller Regelmäßigkeit zur Mittagszeit in Karlsruhe im ICQ anzutreffen bin: Seit zwei Wochen findet hier der Semester-Endspurt statt, und es gibt sehr viel zu tun. Genauer: viel zu tun in viel zu wenig Zeit! Die Tage werden dadurch so unglaublich lange, dass es mir schon ein paar mal passiert ist, dass ich an Ereignisse von vor ein paar Tagen gedacht habe, und mir dann mit Erschrecken bewusst wurde, dass das alles am selben Tag passiert ist! Heute war ein besonders anstrengender Tag, da die Deadline von zwei meiner drei “final projects” um 23:59 Uhr war. Bei einem Projekt (eine Teamarbeit mit 2 PhD-Studenten) haben wir noch bis 40 Sekunden vor der Abgabefrist Änderungen vorgenommen (Die letzten Minuten werde ich nie vergessen. Die anderen Leute in dem Büro auch nicht – das war echt zum Schreien!)

Der langen Rede kurzer Sinn: hier ist mein Final Project-Film für die Animations-Klasse. Viel Spaß beim Schauen!
Der Ton fehlt noch, was eine Szene etwas schwer verständlich macht. Aber wenn man sich das dazudenkt, sollte es Sinn machen. (Tip: Wie hört sich ein leckeres Bonbon an, wenn es erschüttert wird? :-) )




31
Oct 07

Besuch von Zuhause!

Zur schönsten Jahreszeit haben mich meine Eltern hier in Ithaca besucht! Ich hab mir dafür ein paar Tage frei genommen und die Zeit so richtig genossen. Meine Eltern haben sich schließlich über die Länge meiner Campus-Führungen beschwert – ich hab ihnen wirklich jedes Fleckchen gezeigt! 😀 Die Uni hat ihnen sehr gut gefallen und sie meinten, das man die Größe des Campus anhand meiner Fotos nicht mal erahnen kann!


 

Am dem Wochenende war ich auch das erste Mal zu Besuch im “Statler Hotel”. Das ist sozusagen das Uni-Hotel, denn hier kann man sich für einen Studiengang namens “Hotel Management” einschreiben. Es gibt eine Fakultät und direkt daneben liegt das Hotel. Lustig daran fanden wir, dass fast das ganze Hotelpersonal aus Studenten bestand. Die werden zur Arbeit verdonnert und müssen da alle ein Praktikum machen (Kellnern, etc..) Dafür wars aber wirklich super und das Essen war total lecker – wahrscheinlich kriegen die Noten dafür :)

 

Am Montag sind wir dann zusammen mit dem Bus nach New York City gefahren. Obwohl es eigentlich gar nicht so weit ist, brauchen die Busse ganze 5 Stunden für die Fahrt! Im Hotel in NYC ist mir dann eine ziemlich gruselige Geschichte passiert: Kurz vorm ins Bett gehen hab ich mein Laptop aufgemacht und gesehen, dass es ein offenes WLAN mit dem Namen des Hotels gab. Erster Gedanke: “Hoffentlich ist das umsonst”. Nachdem keine Meldung über irgendwelche Kosten kam (und in dem kleinen Büchlein mit Hotel-Dienstleistungen stand auch nichts), hab ich dann ganz unbekümmert meine Emails gecheckt und eine Viertelstunde lang Spiegel online gelesen. Doch wie geschah mir am nächsten Morgen, als jemand einen Zettel unter meiner Tür durchgeschoben hatte. Da stand drauf: “Room Internet – GROSSE ZAHL $$$”. Ich bin fast umgekippt!
Internet ist heutzutage so selbstverständlich, dass man einfach nicht mit hohen Kosten fürs bloße Surfen rechnet. Nachdem ich mich gedanklich auf eine fiese Szene in der Lobby vorbereitet hatte, bin ich dann mit dem Fahrstuhl runtergefahren. Wie sich dann zu meiner großen Erleichterung herausgestellt hat, war das aber nicht der Preis für das Internet sondern für mein Hotelzimmer. Weil meine Mutter das Zimmer übers Internet gebucht hatte. Glück gehabt! Aber viele solche Aktionen macht mein Herz nicht mehr mit…

  

Mit viel Kaffee gestärkt (ja, das ist eine Müslischale) sind wir dann am nächsten Morgen ein bisschen durch Soho gebummelt. Das ist ein schöner Stadteil von Manhattan, den man an den vielen gusseisernen Säulen und Feuerleitern erkennt. Danach gings nach Chinatown, das direkt daneben liegt. Chinatown gefällt mir sehr gut, und ich gehe jedesmal hin, wenn ich in NYC bin. Man läuft in eine Querstraße und plötzlich sind fast alle Schilder auf chinesisch. Teilweise sprechen die Leute dort auch nur chinesisch und die Straßen sind von Geschäften gesäumt, auf denen seltsame Waren feilgeboten werden.

 

In Chinatown liegt auch mein Lieblings-Teegeschäft für grünen Tee, “Ten Ren”. Seit meinem letzten Besuch haben die noch ein zusätzliches Geschäft eröffnet, in dem man “Bubble Tea” trinken (oder eher: essen) kann. Mit Tee haben die meisten dieser Kreationen nicht mehr so viel zu tun, aber es ist total lecker und ziemlich verrückt. Unten in dem Glas sind nämlich Kugeln aus Tapioka, die man dann durch ein riesiges Röhrchen hochsaugt und kaut. Wir haben 6 verschiedene Bubble Teas bestellt :) , der auf dem Foto ist mit Mango.

  

Kurios war auch das Geschäft, das Kunststoff-Attrappen aller Gerichte im Schaufenster hatte. Ich würde dort zwar nicht unbdingt essen wollen – die Idee fand ich aber lustig :). Um eine wichtige Vorlesung am Mittwoch nicht zu verpassen, musste ich dann leider um 23:00 den Bus zurück nehmen und bin um 4:00 nachts angekommen :-O.


31
Oct 07

Indian Summer

Wenn ich mir die Bilder von Jans und Mareikes Blog anschaue, habe ich das Gefühl, dass der Indian Summer hier irgendwie langsamer ist. Erst jetzt fangen die ersten Bäume gemächlich damit an, ganz tolle Farben zu bekommen:


  

Wahrscheinlich ist es hier einfach ein bisschen verzögert, weil der “Finger Lake” die Region so stark herunterkühlt und in ein paar Wochen passiert dann alles ganz plötzlich.

Auf meinem Computer habe ich jetzt ein neues Panorama-Programm installiert, das viel besser als das letzte funktioniert (Das macht keine Linien mehr, wo sich die einzelnen Bilder überschneiden). Deshalb hab ich nochmal Panorama-Fotos vom Clocktower und Bebee Lake gemacht:


 

Wenn es dann soweit ist, bin ich mit meiner Kamera bewaffnet :)


13
Oct 07

Epitaph of an unfortunate computer scientist

He found a formula
for making chubby
dinousaurs:

This formula for
making chubby
dinosaurs paid,

But in the end he
could not
change the
tragic habits

This formula for
making chubby
dinosaurs made.

(nach Robert Graves)

Die Fall Break kam und ging – vier Tage ohne Uni. Eigentlich wollte ich zuerst einen Ausflug nach NYC machen – aber daraus wurde nichts. Ich hab die ganzen vier Tage von Morgens bis Abends an meinen Aufgaben gearbeitet und bin gerade so fertig geworden..! Das Tempo ist echt rasant und ich habe inzwischen eine Arbeitsweise, bei der ich gleich zum nächsten Problem wechsele, sobald ich für mehr eine Viertelstunde irgendwo festhänge.. Im Vergleich zur Uni Karlsruhe würde ich das Verhältnis Arbeit zu Freizeit statt 70:30 eher 90:10 oder noch höher einschätzen. Die Cornell-Studenten sagen dazu: “Where did you get the ten percent?” :)


 
Clocktower nachts und die Brücke am Beebee Lake

Ich nutze auch mal die Gelegenheit, um mich über die amerikanischen Standards zur “Academic Integrity” zu beschweren :) Das ganze Thema wird hier unglaublich ernst genommen und die Interpretation wird sogar noch viel weiter ausgelegt als die eigentliche Definition! Konkret bedeutet das: Keinerlei Gruppenarbeit – man holt sich seine Aufgaben ab und verzieht sich in sein Kämmerlein. Allein mit anderen über eine Hausaufgabe zu reden, ist schon problematisch, da man evtl. diese unsichtbare “Grenze” des erlaubten überschreitet. In den ersten Wochen ist es mir sogar passiert, dass mir Studenten aus diesem Grund eine Auskunft verwehrt haben :-O. Unsere vielen gemeinsamen Nachmittage in Karlsruhe im Chicco di Caffè über Mathe-Übungsblättern? CHEATING! Natürlich haben all diese Regeln auch ihren Sinn. Nur finde ich, dass das Thema in den USA zu schwarz-weiß-malerisch angegangen wird. Ich hoffe, dass ich mich mit der Zeit besser damit anfreunden kann.

  
Paddling on Beebee Lake

In dem Restchen Freizeit versuche ich, so viel wie möglich raus in die schöne Natur zu gehen. Die Fotos sind vom Kajakfahren auf dem Nord-Campus vor eine Woche. Wir haben sogar ein paar Rehe gesehen und uns von der Wasserseite herangepirscht :). Die Rehe fanden es nicht so toll!



Falls mich das Heimweh nach Deutschland das nächste mal packt, habe ich jetzt zumindest einen schwachen Trost: Ich habe einen Supermarkt mit einer “German food section” gefunden (mit der einzigen vernünftigen Schokolade weit und breit):


German food

Mein Dinosaurier macht Fortschritte und hat jetzt Knochen, mit denen man ihn wie eine Marionette animieren kann. Den Kopf habe ich nochmal neu gemacht, damit er im Profil besser aussieht. Selten habe ich eine so langwierige und umständliche Arbeit gesehen, wie das “Rigging” (3D-Chararaktere mit einem funktionierenden Skelett versehen). Man muss an hunderte Sonderfälle und viele verschiedene extreme Posen denken: Wenn der Dinosaurier zum Beispiel die Beine anzieht, müssen sie seinen dicken Bauch etwas hochdrücken, wodurch das Bauchfett dann seitlich über das Knie hängt. Die perfekte Ressource für vergleichbares Fotomaterial: Sumo-Ringer! Die Ähnlichkeit zu meinem Dinosaurier ist verblüffend :) Die Animations-Vorlesung macht unglaublich viel Spaß und es ist toll, diesen rigiden Dreiecken etwas Leben einzuhauchen. Die Laufbewegung in dem Filmchen sieht noch nicht so ganz realistisch aus – da muss ich noch etwas dran arbeiten.



7
Oct 07

Football

Am Samstag fand ein Football-Spiel zwischen Harvard und Cornell statt. Cornell hat ziemlich übel verloren (ich glaube es stand am Ende 15:32). Aber wegen dem ganzen Irrsinn hat es trotzdem ziemlich Spaß gemacht, das Spiel anzuschauen. Mit Irrsinn meine ich zum Beispiel die “Big Red Marching Band”, die trotz brutaler Hitze in jeder Pause komplett uniformiert über das Spielfeld gelaufen ist, und Stimmung gegen Harvard gemacht hat. Harvard hatte auch eine Marching Band dabei und das war dann ein wildes hin und her..



Big Red Marching Band

Oder dass Harvard als “Safety School” beschimpft wurde (Eine safety school hat man, wenn man sich für Colleges bewirbt und in eins davon auf jeden Fall reinkommt, falls es mit den anderen nicht klappt).

  
Bilder vom Football


25
Sep 07

Ein Lebenszeichen

Ich hab eine ganze Weile nichts mehr von mir hören lassen. Mich gibts aber noch und es geht mir gut! Heute sind Ilil und ich den Clock Tower hochgestiegen, um ein paar Panorama-Fotos zu machen. Dort oben finden 3 mal am Tag Glocken-Konzerte statt, bei denen man sich aus einem Repertoire von 2000 Stücken ein Lied aussuchen kann. Gespielt wird fast alles von der Uni-Hymne bis zu Yellow Submarine – vorausgesetzt das Lied verträgt sich mit den vielen Obertönen der Glocken. Früher gab es je nur einen “Chimemaster” und einen Lehrling, die auf den Glocken spielen durften. Inzwischen hat es aber mehr als 10 Glockspieler, die die 21 Konzerte pro Woche unter sich aufteilen. Die Aussicht vom Turm ist phänomenal, man sieht bis zur anderen Seite des Cayuga Lake.


 

Inzwischen habe ich mich auch recht gut an die Arbeitsweise hier gewöhnt. Der Aufwand pro Vorlesung ist zwar ein gutes Stück mehr als in Deutschland – dennoch ist es aber gut machbar, wenn man sich die Zeit einteilt. Vor allem die anfangs so schockierende Vorlesung hat sich sehr gut entpuppt. Anscheinend war der Professor nur so abschreckend, um die Undergraduates aus der Vorlesung herauszuekeln :)


Cayuga Lake und das Arts and Sciences Quad

Mit den Klausuren geht es hier rasant zur Sache! Diese Woche schreibe ich schon die ersten “Prelims”, also eine Art Vorab-Klausur. Probeklausuren oder alte Klausuren werden leider nicht herausgegeben :(. Ich bin gespannt wie das wird.. Für den “M.Eng.” Masters Degree muss man gute Noten haben: Alles schlechter als “B” zählt nicht!


Ho Plaza

Eine Sache, die mir hier sehr gut gefällt, ist das On-Campus recruiting. Es gibt mehrere Career-Fairs, die in etwa den Bonding-Messen in Karlsruhe entsprechen. Eine Abteilung der Uni namens Career Services berät die Studenten und hilft beim Verfassen von Bewerbungsschreiben, Curriculum Vitae etc. Man kann jederzeit einen Termin ausmachen, um professionellen Rat zu den eigenen Plänen zu bekommen. Wenn man sich dann für eine Firma entschieden hat, kann man die Job-Beschreibung weiterleiten und einen Termin für ein “Mock Interview” ausmachen. Dort kommt dann jemand, der so tut als sei er ein Angestellter dieser Firma und stellt alle möglichen fiesen Fragen (sozusagen das Worst Case-Interview). Ein allgemeines Mock Interview habe ich schon hinter mir und das hat wirklich was gebracht! Wenn diese Firma sich dann entscheidet, einen zum Interview einzuladen, arrangiert die Uni ein Treffen auf dem Campus und stellt Räume zur Verfügung. Ich wünschte, das alles gäbe es auch in Karlsruhe – hier kann ich leider nur einen kleinen Teil davon nutzen.


Career Fair

Einer meiner Kommilitonen hat eine Lineare Algebra-Vorlesung bei Prof. Nerode (Nerode-Relation, anyone?) Da war ich schon kurz verdutzt, als ich das gehört habe!
Am letzten Samstag hat Adriana (rechts auf dem Bild) ein Barbecue+Volleyballturnier für alle Schuyler-Bewohner organisiert. Sie stellt alles paar Wochen sowas auf die Beine und ist Leiterin (und ich glaube auch einziges Mitglied) der “Schuyler Cinematographic Society” :).

 

Die letzten Tage war es richtig schön warm. Trotzdem merkt man, dass der Winter unaufhaltsam näher kommt. Vereinzelt werfen Bäume schon ihre Blätter ab oder wechseln die Farbe in ein schönes Rot. Auf meinem Weg zum Campus habe ich die Bibliothek der Juristen entdeckt, in der ich in Zukunft Abends lernen will. Das Licht dort ist sehr angenehm und alle sind so konzentriert! :)

 
Anfänge des Indian Summer und die Law School Library

Ist zwar schon ein bisschen her aber ich habe es hier noch nicht geschrieben: Ich wurde für die Animationsklasse angenommen! Juhu! Als Bleistift-Animation hatte ich einen Schlafwandler gemacht und mein aktuelles Projekt ist ein etwas dümmlicher, übergewichtiger Dinosaurier. Das 3D-Modell ist schon fertig und als nächstes kommen die Knochen dran, damit er auch laufen kann. Wir schauen zur Zeit viele Computer-animierte Kurzfilme an. Zwei davon haben mich sehr beeindruckt: Clik Clak und Dynamo.

 
Die Zeichung und mein letztes Projekt

Jetzt muss ich leider weiterarbeiten. Bis bald!


6
Sep 07

Noch mehr Ausflüge

Ich hab schon ein Weilchen nicht mehr gebloggt – bei mir ist bei mir zur Zeit einfach sehr viel los und ich komme zu wenig anderem.. Inzwischen bin ich aus zwei Kursen ausgetreten und habe nun noch fünf übrig: Parallel Architectures, Physically Based Rendering, Graphics Seminar, Computer Animation und Foundations of Artificial Intelligence. Das sind eigentlich viel zu viele – die PhD-Kandidaten haben 2 oder maximal 3 pro Semester. Wegen dem 1-Jahres-Master Degree muss alles ein bisschen schneller gehen als sonst..

So langsam habe ich es auch geschafft, den ganzen Campus einmal abzulaufen. Er ist wirklich riesig – die Karte verschafft einen ersten Eindruck. Aber wie groß das tatsächlich ist, merkt man erst wenn man mal von oben nach unten durchläuft..
Norden und Süden des Uni-Geländes werden durch eine Schlucht voneinander getrennt, durch die ein kleines Flüsschen fließt. Studenten gehen nach den Vorlesungen gerne zum Baden dorthin – mehrere schöne Wasserfälle und Badeplätze locken. Allerdings ist es auch etwas gefährlich und es gibt fast jedes Jahr Unfälle.




Sage Hall und die Schlucht von der Hängebrücke aus fotografiert

Neben der Hängebrücke führt etwas versteckt ein Waldweg in die Schlucht hinab. Dummerweise hatte ich keine Badesachen dabei – das passiert mir nicht nochmal :)


Fall Creek

Am Wochenende habe ich durchgearbeitet, weshalb ich gestern auf dem Bee Bee Lake ein paar Runden mit dem Kajak drehen konnte. Es war total lustig und vor allem wackelig! Die Balance in so einem Kajak funktioniert ganz anders als in einem Ruderboot. Bevor wir allerdings den See, die zufließenden Flüsse und Wasserfälle erkunden durften, musste jeder zweimal ein “Wet Escape” vorführen, d.h. in einem gekenterten Kajak kopfüber im Wasser die richtigen Bewegungen machen, um rauszukommen. Brr.
Auf YouTube habe ich dieses großartige Filmchen über den letzten Winter in Cornell gefunden: Snow Day [youtube.com]. Ein beliebter Streich ist es, die Mensa-Tablette zu klauen und darauf die vielen steilen Hügel auf dem Campus herunter zu rodeln. Alle klagen, wie hart und lang die Winter hier sind – eine Studentin hat sich ernsthaft einen Schal mit Augen-Löchern gebastelt. Aber bei solchen Bildern freue ich mich nur umso mehr darauf!


28
Aug 07

Panorama-Fotos und schockierende Vorlesungen

Ich musste unbedingt mal die Panorama-Funktion meiner Kamera ausprobieren :). Ganz perfekt ist es noch nicht – teilweise sieht man noch die Übergänge zwischen den einzelnen Bildern..

Auf dem Campus hat es eine kleine Kapelle names “Sage Chapel”. Da die Universität säkular ist, gibt es dort keine normalen christlichen Gottesdienste, sondern eine Mischung aus christlichen, jüdischen, buddhistischen und hinduistischen Einflüssen. Ich war gestern hauptsächlich wegen der Musik dort, da der Cornell-Chor und zwei Organisten (Bach+Orgel, wenn das kein Grund ist..) den Gottesdienst musikalisch begleiten sollten. Womit ich nicht gerechnet habe ist, dass die Predigt so gut sein würde! Der Vortrag war sehr philosophisch und kein bisschen aufdringlich gegenüber anderen Formen des Glaubens.



Als nächster Ort für ein Panorama habe ich mir das “Arts+Sciences Quadrangle” ausgesucht. Das ist eine riesige Wiese, die an allen vier Seiten von tollen Gebäuden begrenzt wird. Der Ort ist recht zentral und ist so eine Art Knotenpunkt wenn man von einem Gebäude ins andere muss.



Zuletzt hab ich noch eins vom Duffield Atrium gemacht (hat allerdings nicht so gut geklappt). Das ist ein Ort zum Entspannen und Arbeiten und von dort kann man auch durch getönte Fenster in das Nanotechnik-Labor aus dem letzten Blog-Eintrag schauen. Eine ziemlich lustige Kombination also: Auf der einen Seite ein Café, auf der anderen Seite Gefahrenstoffe der höchsten Stufe :).



Heute hatte ich auch noch drei Veranstaltungen zum ersten Mal – zuerst das Seminar:

Wahnsinn, wer da alles drin sitzt. Ich war wirklich nervös als man mich bat, meine Person und Forschungsinteressen der Gruppe vorzustellen. Viele Leute darin kenne ich aus Computergrafik-Büchern oder Konferenz-Veröffentlichungen. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass gleich jemand auf mich zeigt und sagt “Hey, you don’t belong here!”… Nachdem das nicht passiert ist, wird das wohl ein sehr gutes Seminar :).

Dann hatte ich eine Vorlesung namens “Parallel Computer Architecture”, die von der “Electrical Computer Engineering”-Fakultät gehalten wird und deshalb nur indirekt zur Informatik gehört. Puh! Der Professor war sehr ablehnend und fast schon arrogant. So nach dem Motto “Wer hier kein PhD student ist, sollte jetzt lieber gehen. Ich zähle bis 3″. Eine Frage meinerseits nach dem Aufwand der Vorlesung wurde mit Lachen und einem “You must be new here” erwidert! :O Definitiv war das die abschreckendste erste Vorlesung meines Lebens. Ich vermute, dass das bewusst so geplant war und werde erstmal weitermachen.

Schließlich hatte ich noch die Vorlesung “Computer Animation”, in der man als Abschluss-Projekt einen einminütigen Videoclip mit den Organisationsformen einer Hollywood-Produktion erstellt. Und da habe ich jetzt ein echtes Problem! Die Vorlesung ist auch als Kunst-Vorlesung gedacht und die Studenten dort sind zu ca. 50% Kunst-Studenten. Da nun leider etwa dreimal so viele Studenten am Kurs teilnehmen wollen, wie an Kapazität vorhanden ist, wird die erste Hausaufgabe zur Selektion der glücklichen Teilnehmer verwendet. Und diese Hausaufgabe ist…. Zeichnen! Und zwar nicht ein Bild, sondern 50. Mit Bleistift und Papier. Wir sollen einen Charakter beim Laufen zeichnen und das ganze wird dann später eingescannt und animiert. Ich will diesen Kurs auf jeden Fall aber ich kann einfach kein bisschen zeichnen :O. Ich hab mir jetzt ein Zeichenbuch besorgt und werde wohl bis zum Abgabetermin nächste Woche beschäftigt sein. Es wird schwer, gegen die ganzen Künstler hier anzutreten. Ich hoffe, dass das etwas in die Wertung einfließt.

Jedenfalls merke ich immer mehr wie hier gearbeitet wird. Ein Mädchen aus meinem Dormitory musste über das Wochenende 400 Seiten lesen. Jetzt muss sie bis nächste Woche in ihren drei Vorlesungen insgesamt über tausend seiten lesen und drei Aufsätze dazu schreiben. Dagegen erscheinen meine Hausaufgaben wiederum geradezu lächerlich. Das Leitmotto scheint zu sein: “Graduate studies – If you don’t like the heat, get out of the kitchen.”


26
Aug 07

Vorlesungen, Ausflüge und das Brot

Seit der reguläre Uni-Betrieb am Donnerstag angefangen hat, war ich in bisher drei Vorlesungen. Alle drei waren hervorragend! Ich hab mich jetzt insgesamt bei sieben Stück angemeldet und muss mindestens zwei davon wieder loswerden oder es wird ein sehr hartes Semester :).
In einem der Haupt-Gebäude der Ingenieure und Informatiker (Informatik gehört hier zu den Ingenieurswissenschaften) gibt es ein sogenanntes “Nanoscale Facility”. Dort werden allerlei Stoffe aus winzigen Partikeln auf ihre Eigenschaften überprüft. Das Labor befindet sich in einem Reinst-Raum (weniger als 200 Staubpartikel pro Kubikmeter) und alle Forscher darin müssen Ganzkörper-Anzüge tragen. Durch Fenster kann man den Leuten bei ihrer Arbeit zuschauen und ich hab mir mal erlaubt, Fotos zu machen :)




Heute morgen bin ich bis zur gegenüberliegenden Seite des des Uni-Geländes gejoggt, wo es ein Arboretum (eine Sammlung von vielen verschiedenen Baumarten) gibt. Das Gelände ist wirklich riesig – allein dorthin zu joggen hat über eine Stunde gedauert! Während des Indian Summer wird es dort bestimmt sehr schön aussehen.



Vor ein paar Stunden gab es dann noch ein Gewitter – aber was für eins! Das ist mein zweites Gewitter hier und beide waren extrem stark. Ich weiß nicht woran es liegt – vielleicht die hügelige Landschaft – aber irgendwas macht die Gewitter hier viel stärker als alles was ich in Deutschland je gesehen habe. Innerhalb von einer Sekunde gibt es rasant mehrere Blitze aus allen Himmelsrichtungen. Das zu Fotografieren hat nicht so gut geklappt, aber immerhin einen Blitz habe ich erwischt.



Ich habe mir am Tag nach meiner Ankunft beim Bäcker ein geschnittenes Brot gekauft. An sich nichts besonderes – nur: es ist immer noch frisch und saftig, obwohl es die ganze Zeit in einer Plastikfolie eingewickelt war. Da stimmt doch was nicht! Ich denke, ich werde eine der Scheiben noch ein paar Tage liegen lassen, um zu schauen ob sie doch noch anfängt zu schimmeln :).


23
Aug 07

Dorm BBQ, Neues Zimmer

Am Montag wurde von meinem Wohnheim ein Barbecue für alle Bewohner veranstaltet. Lustigerweise kamen zwei Polizisten von der Campus-Polizei, um uns Hamburger und Hotdogs zu machen :).

Ich habe es glücklicherweise geschafft, meinen riesigen Raum in einen kleinen zu wechseln. Im Moment sieht er noch etwas roh aus und die Decke ist schräg, da der Raum im Dachgeschoß liegt. Ich werde am Wochenende noch ein paar Verschönerungsmaßnahmen vornehmen. Jedenfalls fühle ich mich in dem Raum viel wohler – der letzte war einfach komisch.

Am Dienstag fand meine Computer Science-Orientation statt. So wie es aussieht, wird es ein sehr hartes Jahr mit viel Arbeit und wenig Freizeit. Das sagen jedenfalls die Studenten, die im letzten Frühlingssemester angefangen haben. Die Professoren hier sind sehr aufgeschlossen und nehmen sich viel Zeit für die Studenten. Der Leiter des Informatik-Programmes hat mich kurzerhand für eine Dreiviertelstunde ins Café eingeladen, um über meine Pläne für das Jahr und danach zu reden – da war ich ganz schön platt!

Heute fangen die ersten Kurse an und ich bin schon mächtig gespannt, wie das laufen wird. Ich habe mich mal in fünf eingetragen und werde dann den aufgeben, der mir am wenigsten gefällt:
Physically Based Rendering: Da gehts um Dinge wie die realistische Darstellung von Oberflächen, Licht in dreidimensionalen Szenen, physikalisch korrekte Darstellung von Rauch oder Nebel
Computer Animation: Diese Kurs versucht, die Abläufe einer Hollywood-3D-Produktion nachzuahmen. Das Schlußprojekt ist ein einminütiger Videoclip.
Parallel Computer Architecture: Ein recht hardwarenaher Kurs, der verschiedene parallele Computer-Architekturen betrachtet.
Außerdem mache ich noch einen Grundlagen-Kurs, ein Praktikum und ein Seminar über Computergrafik.

Nach all den Orientations bin ich echt froh, dass es bald los geht .. :)