Aufhol-Blogeintrag (Teil 2): Tokyo, Yokohama und Zürich

Kurz vor Weihnachten war ich für etwa 10 Tage in Japan, um in Yokohama ein Paper zu präsentieren. Eigentlich eine tolle Reise — nur leider vereinnahmen einen diese Konferenzen immer so, dass man ansonsten eigentlich nicht viel machen kann. Deshalb war ich noch ein paar Tage in Tokyo, um wenigstens ein bisschen rumspazieren zu können. All das brachte noch einige Komplikationen mit sich: Pascal hat mich letztes Semester davon überzeugt, eine Vorlesung über Stochastische Prozesse zu hören (danke Pascal :)), die eigentlich auch super war. Nur musste ich am Klausurtag gleichzeitig in Ithaca und Yokohama sein, was mir immer sehr schwer fällt. Der Prof. wollte mir zunächst ein “Incomplete” geben (oh my! – nicht gut), nach längerem Einreden ließ er sich dazu bewegen, mir die Klausur in Yokohama abzunehmen. Und das war dann vielleicht was! In der Nacht vor der Klausur schlief ich mit einem Kommilitonen in einer Jugendherberge in Tokyo, als plötzlich zwei stockbetrunkene Australier in unserem Zimmer erschienen, die uns für den Rest der Nacht keine Ruhe ließen. Es fing an mit Brüllen und Gegenstände werfen, bis hin zu so Sachen wie den Schlafenden bis auf ein paar Zentimeter ans Gesicht kommen und mit einer unglaublichen Fahne plötzlich irgendwas losbrabbeln. Einfach unglaublich — am nächsten Abend war ich so kaputt, dass ich beim Ab-TeXen meiner Klausurlösungen noch massenhaft Fehler eingebaut habe, danach bin ich sofort eingeschlafen.




Hostel und Umgebung in Asakusa, Tokyo

Der Rest der Reise war zum Glück erfreulicher. Japan ist ein irre faszinierendes und von der Globalisierung scheinbar weitgehend verschontes Land — wo man auch hinschaut, sieht man verblüffendes und oft einfach unbegreifliches. Ein Stadtbummel ist das reinste Kino, und so sind wir die meiste Zeit nur herumgelaufen. Besonders bemerkenswert fand ich die enorme Gastfreundschaft: praktisch von der ersten Minute auf japanischem Boden an wurde ich angesprochen, sobald jemand meine hilflose Suche nach Schildern mit lateinischen Buchstaben erkannte. Und selbst falls mein Retter kaum Englisch sprach, lief ich doch mindestens mit einem Zettel voller japanischen Schriftzeichen weiter, nach denen ich Ausschau halten sollte.

Auf der Suche nach einem japanischen Schlafanzug für Olesya gelangte ich an einem Tag in ein größeres Einkaufszentrum. Eine Angestellte erklärte mir den Weg zur passenden Abteilung, der sich als längere Geschichte entpuppte – 5 Stockwerke runter, aus dem Gebäude raus und auf der anderen Straßenseite ins sechste Stockwerk. Dort angekommen war die Auswahl nicht wirklich beeindruckend, doch als ich schon weitergehen wollte, stand dieselbe Angstellte plötzlich vor mir. Vollkommen außer Atem (sie war mir eine Minute später in vollem Tempo hinterhergerannt) meinte sie, dass es in einer anderen Etage auch noch Schlafanzüge gibt. Spätestens da muss einem klar werden, dass man sich in einem wirklich fremden Land befindet.



Ein traditionelles japanisches Restaurant

Die Japanische Küche hat mich auch schwer beeindruckt. Ehrlichgesagt kann das bei vielen Gerichten gar nicht “kochen” nennen – “mischen” wäre passender, denn die Zubereitung ist wirklich simpel. Aber das Ergebnis spricht für sich! Allein was man alles aus einer Schale Reis und etwas Brühe machen kann, hätte ich niemals gedacht. Kurz vor Ende hatte ich einen noch halbvollen Koffer, der dann folglich mit Supermarkt-Einkäufen bis zum Bersten aufgefüllt wurde :).



Schilder – hmm..?

Die penible Sauberkeit war auch sehr auffällig. In Yokohama hatten die U-Bahn-Stationen z.B. einen weißen Boden. Ich meine wirklich weiß – wenn man da mit schmutzigen Schuhe durchläuft, hinterlässt man eine Spur vom Eingang bis zum Zug. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist die Spur ein paar Minuten später wieder weggeputzt, von jemandem dessen Job genau darin besteht.



Cosplayer und eine Hochzeit

Ab ca. Ende Juli werde ich mit Steve (meinem Advisor) für ein Jahr von Cornell zum Disney Research Lab an der ETH Zürich wechseln. Aus Neugier waren meine Eltern, Olesya und ich nach Weihnachten deshalb noch einen Tag lang dort. Die Stadt ist sehr schön, allerdings bereitet mir die Wohnungssituation etwas Sorgen .. (vor allem je mehr Geschichten ich höre!)



Zürich

Für Studenten scheint es nur schwer möglich zu sein, etwas in akzeptabler Nähe zur Stadt zu finden. Von Computergrafik-Kollegen höre ich, dass sie zur Wohnungssuche Empfehlungsschreiben der Uni bekommen, die sie als “weltweit renommierte Forscher” ausweisen. Als Qualifikation für eine Wohnung. Irgendwas mache ich falsch – ich versuche mir das zu merken, die nächste WG-Mitbewohner-Suche kommt bestimmt :).

One comment

  1. Juhu, du schreibst wieder :)

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